Deutsche Spuren in Riga gesucht, russische gefunden


Vom 18.05.16 bis zum 22.05.16 machten sich neun Schülerinnen der Stufen Q1 und Q2 in Begleitung von Frau Spyrka und Herrn Gockel auf nach Riga zum Gegenbesuch ihrer Austauschschüler, die im August vergangenen Jahres eine Woche in Wattenscheid verbrachten. 



Willkommen in der “Schule Nr. 40”


"Bremer Stadtmusikaten" - auf Deutsch!

Da hatte man noch über den Strukturwandel im Ruhrgebiet gesprochen, wohingegen es beim jüngsten Projekt, das in beiden Schulen langfristig vorbereitet worden war, politischer zu ging. Dies lag zum einen an der, durch die Flüchtlingskrise veränderten Situation innerhalb Europas, die zu Diskussionen anregte, zum anderen auch an der Thematik: „Spuren der Deutschen in Riga“, die zusammen mit den Spuren der Russen das Projek des Besuches war. Das sorgte ebenfalls für viele Diskussionen mit unseren Austauschpartnern, da sie als Russischstämmige andere Ansichten haben,vor allem zur Rolle der Sowjetunion und Russlands, als die in den Museen dargestellten. 


Unsere Austauschschule in einer belebten Rigaer Geschäftsstraße
 
Das von den lettischen Lehrer, Herrn Ledaks, (mit seinen Schülerinnen und Schülern) gut ausgearbeitete Programm führte uns zum Beispiel in das Okkupationsmuseum, wo uns die Geschichte Lettlands näher gebracht wurde, das im 2. Weltkrieg erst von den Russen, dann von den Deutschen besetzt und nach dem Krieg in die Sowjetunion eingegliedert worden ist. Darunter litt die lettische Bevölkerung stark, da unter allen Besatzern immer wieder viele Menschen deportiert wurden. Es war bedrückend sich diese Geschichte anzuhören, gerade weil wir als russische Einwanderer und Deutsche quasi die "Täternationen" verkörperten. 


Auf dem Balkon der Lettischen Nationaloper

Mehr über die schrecklichen Geschehnisse während der deutschen Besatzung erfuhren wir im Museum „Juden in Lettland“ aus erster Hand vom Historiker und Holocaustüberlebenden Marģers Vestermanis, der auch Gründer des Museums ist. Er berichtete uns von seinem Leben, seinem Verhältnis zur Religion und stellte uns die Ausstellung vor. Hier war besonders das Tagebuch von Sejna Gram sehr bewegend, einem jüdischen Mädchen, das die Verfolgung durch die Deutschen und die letzten Tage ihres Lebens festhielt. Herr Vestermanis nannte sie die „lettische Anne Frank“ und wird ihr bald eine ganze Ausstellung widmen. Weitere Parallelen zur deutschen Geschichte bot die Führung durch das Hauptquartier des sowjetischen Geheimdienstes KGB, welches stark an das Stasi-Gefängnis in Berlin erinnerte. Neben so viel Geschichte gab es aber auch noch Zeit für Kultur: Führung durch die Oper (und „auf den Spuren von Richard Wagner“) und Besuch 


Der Dramaturg der Oper zeigt uns den Wagner-Saal in der Wagnerstraße

verschiedener Museen während der Museums-Nacht. Und Sport: Bowling - mit Lehrern; und Klettern - ohne Lehrer. Ebenso lernten wir die Schule kennen, wo wir herzlich durch ein deutsches Theaterstück begrüßt wurden. Unsere Austauschschüler waren sehr freundlich und zeigten, dass Gastfreundschaft nicht nur im Süden, sondern auch im Osten Europas großgeschrieben wird. Sie führten uns zu den schönsten Plätzen in ihrer Stadt und brachten uns etwas Russisch bei, wobei sonst meist Deutsch oder manchmal Englisch die Verkehrssprachen waren. 


Unsere Gastgeber vor dem Denkmal der Freiheit, dem Symbol der Unabhängigkeit Lettlands

Beim gemeinsamen Shoppen stießen wir dann auf eine weitere "Spur der Deutschen" - die Hälfte der Produkte im Drogeriemarkt war aus Deutschland importiert.


Der 91-jährige Zeitzeuge berichtet auf Deutsch


Nach dem gemeinsamen Mittagessen  lettisch-deutsches Feedback mit Kritik und Zustimmung zum Erlebten


Der Abschied fiel nach den vielen bewegenden und unerwarteten Erfahrungen auch den Lehrern schwer

Nach nur fünf schönen Tagen war es dann auch schon an der Zeit zu sagen:  До свидания!  Спасибо за гостеприимство - Auf Wiedersehen und danke 
für die Gastfreundschaft!!
Hannah Dißelbeck 

PS: Der Lettland-Austausch hat nicht nur die Schülerinnen und Schüler begeistert und soll in den nächsten Jahren mit einem neuen Projekt fortgeführt werden; dann soll die kommenden Stufe EF daran beteiligt sein. Und wie 2016 hoffen wir auch dann wieder auf die Unterstützung der gemeinnützigen “Stiftung West-Östliche Begegnung”, die sich die „Förderung der Völkerverständigung und des Friedens durch Vertiefung und Ausweitung von gutnachbarlichen Beziehungen und direkten Kontakten zwischen den Menschen in Deutschland und in den Partnerländern“ auf dem Gebiet der ehemaligen Sowjetunion zum Zweck gesetzt hat. In den vergangenen 21 Jahren wurden so 4500 Projekte im Jugendaustausch u.a. gefördert. (Goc) 

Videokommentar aus Sicht einer lettischen Schülerin:https://www.youtube.com/watch?v=7rYRyc14I9g