Schon lange gab es in der Fachwelt die
Forderung, die Pausen zwischen den Unterrichtsstunden
abzuschaffen. „Eine Pause war vielleicht im Mittelalter etwas
Sinnvolles, da man sie noch mit dem Beten verbrachte“, meint
dazu Prof. Dr. Wolfgang Z. van Illmer, Inhaber des
Geschichts-Lehrstuhls der niederländischen Privatuniversität in
Den Appelbeek und Herausgeber der Schriftenreihe „Mittelalter
heute und in der Zukunft“. „Im Zeitalter des vernetzten
Kommunikation kann dieses Gebet auch während der
Unterrichtsstunde durch eine SMS erledigt werden.“
Gehirnspezialisten des Moskauer Instituts zur Erforschung der
neurologischen Phänomenologie haben bestätigt, was in der
Fachwelt bereits vermutet wurde – der Mensch, besonders der jüngere,
lernt faktisch ohne Pause. „Die Transmitter kommunizieren
permanent nicht nur alle visuellen, akustischen und haptischen
Reize“, erklärt Professor Kristolai Walujew, (nicht zu
verwechseln mit dem bekannten russischen Boxer Nikolai Walujew,
auch genannt: „Bestie des Ostens“), „sie organisieren darüber
hinaus in der Pubertät das Gehirn des Jugendlichen von Grund auf
neu. Pausen zwischen den Unterrichtsstunden können diese Prozesse
weder unterbrechen noch steuern, das Gehirn, besser: die Großhirnrinde
ignoriert sie und übergibt die lebenswichtigen Funktionen an das
Stammhirn, das bekanntlich vollkommen unabhängig vom Willen und
der Intelligenz funktioniert.“
Die Unabhängigkeit
des Stammhirns vom Willen und der Intelligenz liefert dann
auch eine plausible Erklärung für die in Pausen ziellos
umherrennenden, schreienden, Fett und Süßigkeiten
verschlingenden und sogar randalierenden Jugendlichen. |
Damit
ist jetzt endlich Schluss. „Mit der Abschaffung der Pause“,
freut sich Reinold Junke, Vorsitzender der Lehrergewerkschaft,
„entlasten wir die Pädagogen, die keine Pausenaufsichten mehr führen
müssen. Die Zahl der in der Pause verletzten Schüler wird
automatisch gegen Null tendieren und so auch die Schulsekretärin
entlasten, die keine Eisbeutel mehr verteilen und auch keine
Notarzt-Anrufe mehr tätigen muss.“
Stefan
Dobriszscsek, neuer Sprecher des Schulministeriums, verweist auf
noch einen weiteren, wichtigen Aspekt der Schule ohne Pause:
„Durchgehender Unterricht von 8 Uhr morgens bis 16.00 Uhr
nachmittags ermöglicht es uns, noch mehr Lernstoff in die Lehrpläne
zu integrieren. Für den Wirtschaftsstandort Deutschland ist dies
von immenser Wichtigkeit, da wir uns nur mit guter Bildung auf dem
Weltmarkt werden behaupten können, sobald es ihn wieder geben
wird.“
Dem
schließt sich auch Hans Hockel, Vorsitzender der Industrie- und
Handelskammer an: „Unsere Forderung nach Kopfnoten hat gezeigt –
es gibt ihn, den guten, engagierten und fleißigen Jugendlichen, der
zu allem bereit ist! Nun werden wir noch den Jugendlichen bekommen,
der in der Lage ist, ohne Pause am Produktionsprozess teilzunehmen.
Wir von der Industrie- und Handelskammer haben bereits den Antrag
gestellt, diese Jugendlichen nach der DIN-Norm als
Full-and-Power-Timer zu zertifizieren, was ihnen zukünftig einen höheren
Status verleihen wird als dem computergesteuerten Automaten.“
Unsere
Schulministerin möchte dem Experiment noch nicht so weit vorgreifen
und will erst die anstehenden Evaluationen abwarten (die dazu nötigen
Konferenzen finden in den ersten drei Wochen der Sommerferien statt,
s. besonderer Plan). In ihrem Grußwort an unsere Schule heißt es
deshalb abschließend: „Liebe Kolleginnen und Kollegen, zum
Schluss möchte ich Sie nicht nur kollegial grüßen, sondern Ihnen
auch für die Bereitschaft danken, sich nunmehr pausenlos um unsere
Kinder zu kümmern, da es unsere Kinder sind, um die es sich lohnt,
pausenlos zu kümmern.“
Wir
grüßen kollegial zurück und sind schon freudig gespannt auf eine
Schule ohne Gong und ohne Pausen.
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