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Judiths prämierte Geschichte / Seite 3:

Diese endlosen Gänge... Wie soll sich denn da ein Mensch zurechtfinden? Endlich, auf dem Display an der Tür vor ihm steht in großer Schrift: Piet Herrmann, Direktor. Fabian atmet noch einmal tief durch und betritt dann die "Höhle des Löwen". Der "Löwe" macht allerdings keinen bösartigen Eindruck. Piet Herrmann ist ein schlanker Mann Mitte 40, mit freundlichen Augen und einem ebenso netten Lächeln. "Du bist sicherlich Fabian Langner. Ich habe dich schon erwartet", begrüßt er den etwas nervösen Fabian. "Es ist für unsere Schule natürlich eine große Ehre, den Sohn der Oberbürgermeisterin des Ruhrgebietes als unseren neuen Schüler begrüßen zu dürfen. Deine Mutter hat mir schon viel von dir erzählt, leider weiß ich nicht, was sie dir über uns erzählt hat. Wie du sicherlich weißt, sind wir zur Zeit die größte Schule in ganz Deutschland und zählen zu den zehn besten Schulen Europas. Du hast an unserer Schule ein großes Angebot an Fächern, die auch über die vorgeschriebene EU- Norm hinausgehen, d.h. du kannst hier neben den Sprachen Französisch, Englisch, Spanisch und Deutsch, die du ja lernen mußt, um dein Abitur zu bekommen, auch Japanisch und Chinesisch lernen. Alle Fremdsprachen werden, den Europa-Richtlinien entsprechend von Muttersprachlern unterrichtet, so dass du die Sprache Akzent frei lernen kannst. Wie du weißt ist es bis zum Abitur eines jeden Schülers Pflicht, drei Praktika in verschiedenen Betrieben zu absolvieren, davon eins in einem europäischen Nachbarland. So wirst du schon früh an den europäischen Arbeitsmarkt gewöhnt, denn später wirst du wahrscheinlich nie lange in einem europäischen Staat arbeiten. Doch zurück zu den Praktika. Diese bekommst du über unsere Schule vermittelt. Wir haben gute Beziehungen zu allen großen Konzernen im Ruhrgebiet und werden teilweise auch von ihnen gesponsort. Deswegen ist die Theodor Heuss Schule auch überdurchschnittlich gut mit Lehrmaterial ausgerüstet. Jeder Schüler bekommt, dank unseren Sponsoren, seine gesamte Schulzeit hindurch einen Computer von unserer Schule gestellt.
Die Theodor Heuss Schule hat außerdem die meisten Partnerschulen in ganz Europa, was wir auch teilweise den diplomatischen Beziehungen deiner Mutter zu verdanken haben. Hierdurch können wir jedes Schuljahr mehrere Austauschprogramme nach Asien, Amerika und Australien anbieten.
In deiner Fächerwahl hast du in der Oberstufe sehr große Freiheiten, sobald du dich entschieden hast, welchen Beruf du später ergreifen möchtest. Wenn du diese Entscheidung gefällt hast, brauchst du nur noch die Fächer belegen die für deinen Werdegang wichtig sind. Möchtest du dich so früh noch nicht festlegen, kannst du selbstverständlich auch das allgemeine Abitur machen. Pro Quartal mußt du allerdings einen Besuch bei der Berufsberatung vorweisen können.
Ende der Oberstufe mußt du außerdem mindestens ein halbes Jahr an einem gemeinnützigen Projekt mitgearbeitet haben, das kann ein Altenheim, aber auch eine Suppenküche sein.
Wir wollen unsere Schüler zu Menschen erziehen, die alle Voraussetzungen für berufliche Erfolge mitbringen, die jedoch darüber hinaus ihre soziale Verantwortung nicht vergessen.
So, ich glaube jetzt habe ich wirklich genug geredet. Ich hoffe dir schwirrt nicht der Kopf", beendet Direktor Herrmann seinen kleinen Vortrag. Fabian ist ein wenig beeindruckt, aber auch ein wenig verwirrt. "Ja, äh, und wo soll ich jetzt hin?", fragt er etwas verlegen. "Am besten gehst du dich ersteinmal einchecken und dann hast du auch schon Unterricht. Wenn du noch irgendwelche Fragen haben solltest, wende dich an deine Lehrer oder deine Mitschüler.", berät ihn der Schulleiter.

 

Fabian fährt mit dem Lift ins Erdgeschoß. In der Mitte des Foyers steht der Check-In-Point, ein ganz gewöhnlicher Automat, der an einen Geldautomaten erinnert. In diesen schiebt Fabian seinen Schülerausweis, eine Chipkarte, die alle Informationen über seine Schullaufbahn enthält, mit der er aber gleichzeitig auch ermäßigten Eintritt zu vielen Veranstaltungen erhält. Fabian tippt auf die Taste mit der Aufschrift Stundenplan und sofort beginnt der Automat, seinen persönlichen Stundenplan auszudrucken. Fabians erster Schultag im Ruhrgebiet kann beginnen.
Tim und Lisa haben die ganzen Einschulungsfeierlichkeiten mit einem manchmal etwas gequälten Lächeln überstanden und fahren mit dem Lift zurück in die Tiefgarage. Über den Monitor an der Innenwand des Aufzuges ordert Lisa schon das Auto, das nun über Fließband am Ausgang für sie bereit steht. "Du kannst mich an der nächsten U-Bahn Haltestelle aussteigen lassen, ich will von zu Hause aus die Konferenz verfolgen. Da kann ich es mir gemütlicher machen als in der Hotelzentrale; dort muß ich heute noch früh genug hin.", sagt Lisa. Tim kann den Wunsch seiner Frau gut nachvollziehen. Auch er arbeitet lieber daheim. Heute muß er allerdings in die Firma und sein neues Konzept vorstellen. "Gehen wir heute abend zusammen auf die Eröffnungsfeier?", fragt er Lisa, kurz vor der U-Bahn Haltestelle. " Ich werde sowieso da sein. Da das Buffet von EuroHotels gesponsort wird. Sehen wir uns da?" , fragt Lisa und Tim ist einverstanden. Kurz vor der Haltestelle schreit Lisa auf: "Oh, nein, das hätte ich schon fast wieder vergessen. Ich bin die ganze Woche noch nicht dazu gekommen, mir ein passendes Kleid zu kaufen. Hoffentlich schaffe ich das noch rechtzeitig." "Natürlich schaffst du das. Wenn du sobald du zu hause bist, das Kleid bestellst, ist es bis heute Abend auf jeden Fall da.", beruhigt Tim seine Frau.