Schüler
   

Aktuelles
   

Mehr Infos
   

Judiths prämierte Geschichte / Seite 6:

Susa steht vor der Ladentheke, als das Telefon klingelt. Sie geht ins Nebenzimmer und schaltet die Kamera des Bildtelefons ein. Es ist wie erwartet Tobias, der sie mit seinem unwiderstehlichen Lächeln auf dem Bildschirm begrüßt. "Hallo, Schatz, na, was hat der Arzt gesagt?", fragt er sie sofort
. "Ich hatte von Anfang an recht, ich bin wirklich schwanger.", berichtet Susa.
"Aber das ist doch super! Wann hast du heute abend Feierabend? Ich lade dich zum Essen ein und wir können in Ruhe über alles reden.", ruft Tobias begeistert.
Susa ist erleichtert, daß er sich so freut. Insgeheim hatte sie doch ein wenig Angst, daß er doch noch nicht Vater werden will. " Ich kann jeder Zeit Feierabend machen, ich stelle nur auf den ShopAssistant um.", erklärt sie und ist in dem Moment für den kleinen Automaten ungemein dankbar, obwohl sie eigentlich nicht viel von Technik hält. Die Ladenklingel läutet. "Du, ich bekomme gerade einen Kunden rein. Wir sehen uns dann also um fünf im SAMs.", beendet Susa das Gespräch, legt den Hörer auf und kehrt in den Laden zurück.
Vor ihr steht eine Frau mit kurzen schwarzen Haaren und freundlichen Augen, die gar nicht zu ihrer etwas hektischen Art passen. "Guten Tag, ich suche ein passendes Kleid für die Eröffnungsfeier heute abend. Meinen Sie, ich könnte noch rechtzeitig eines bekommen?", fragt die Kundin nun.
"Oh, das dürfte kein Problem sein", kann Susa beruhigen. "Haben Sie ihre BodyCard dabei?".
Die Frau beginnt, in ihrer Handtasche zu kramen und holt schließlich eine Chipkarte hervor, die an eine Telefonkarte erinnert. Susa liest die gespeicherten Daten in ihren Computer ein und auf dem Monitor erscheinen die Maße der Kundin. In einer anderen Datei kann Susa die Vorlieben der Kundin abrufen. In die Spalte "Suchen" gibt Susa das Wort "Abendkleid" ein und sofort beginnt der Computer passende Modelle, ganz nach dem Geschmack der Kundin herauszusuchen. In der Zwischenzeit kann Susa ihrer Kundin einen Drink anbieten und sie zur Sitzecke geleiten. Dort befindet sich auch die riesige Leinwand, auf der die Kleider präsentiert werden. Der Computer zeigt an, daß die Suche abgeschlossen ist. Die Präsentation kann also beginnen. "Wenn sie ein Kleid sehen, das ihnen gefällt sagen sie mir Bescheid, dann suche ich es ihnen zum Anprobieren heraus", weist Susa die Kundin an.
Lisa lehnt sich in dem bequemen Sessel zurück und genießt den servierten Kaffee. Dieser Kaffee ist mit ein Grund, warum sie lieber in Boutiquen einkaufen geht, als ihre Kleidung im Internet zu bestellen. Auf dem Bildschirm vor ihr beginnt die Präsentation. Ein virtuelles Model, das genau ihre Maße hat, führt Abendkleider vor. Wie soll sie sich bei der Auswahl nur für ein Kleid entscheiden. Am besten gefällt ihr ein langes, dunkelrotes Samtkleid. Sie sagt der Verkäuferin Bescheid und diese macht sich sofort auf den Weg ins Lager, um das Gewünschte zu bringen. Nach einigen Minuten ist sie wieder zurück mit Lisas Traumkleid über dem Arm. Lisa zieht sich mit dem roten Kleid in eine große Umkleidekabine zurück und probiert es dort an. Es sitzt wie angegossen. Lisa läßt es sich per Boten nach Hause schicken, bezahlt und verläßt die Boutique.
Schade, jetzt ist der gemütliche Teil des Tages schon vorbei und sie muß sich auf die Konferenz vorbereiten. Daheim stellt sie den Computer an, checkt sich im virtuellen Konferenzraum ein und nimmt seufzend vor dem Monitor Platz. Zwei Stunden sind es noch bis sie mit ihren Ideen aufwarten kann. Gott sei Dank, beginnen sie diesmal pünktlich. "Hören Sie nun die Leiterin der EuroHotel - Kette Deutschland.", sagt der Moderator und Lisa schreckt aus ihren Gedanken hoch. Sie rückt ein wenig in ihrem Sessel zurecht, damit die Kamera über dem Monitor sie in einem möglichst guten Winkel aufnehmen kann.

 

"Guten Tag, meine Damen und Herren", beginnt sie, "wie Sie wissen findet bei uns im Ruhrgebiet dieses Jahr die Olympiade statt. Zu diesem Anlaß wurde ein olympisches Dorf gebaut. Es befindet sich mitten im Erholungspark im Stadtteil Mühlheim. Eine ideale Lage für ein Feriendorf. Da wir planen, in Zukunft einige Feriendörfer unter Vertragt zu nehmen, führe ich zur Zeit Verkaufsgespräche mit der Stadtverwaltung des Ruhrgebiets, in deren Besitz das Dorf sich zur Zeit befindet. Die Verhandlungen verlaufen jedoch erfolgversprechend. Außerdem habe ich hier im Revier ein neues Projekt begonnen: In unserem Haus in Gelsenkirchen wird ausschließlich Naturkost angeboten. Die Idee entstand aus dem Wunsch vieler Gäste, nicht genmanipuliertes Essen auszuprobieren. Viele haben noch nie in ihrem Leben Nahrung , wie sie die Natur geschaffen hat zu sich genommen. Bei uns wird somit das gewöhnliche Abendessen zum Erlebnis. Dieses Konzept hat sich als so erfolgreich herausgestellt, daß wir es ohne bedenken auf unsere Häuser in ganz Europa ausweiten können. Wir wären die erste Hotelkette, die neben dem herkömmlichen Speiseangebot Naturkost anbietet und könnten damit zum Marktführer aufsteigen."