"Hey, Pierre, laß uns fahren, sonst
kommen wir noch zu spät. Ich habe keine Lust auf das
Donnerwetter meiner Mutter, weil ich zu spät bin.",
ruft Fabian ihm vom Strand aus zu. Widerwillig kommt Pierre
aus dem Wasser. Mit dem Stadtexpress geht es zurück nach
Dortmund. An der Haltestelle kommt ihnen eine Kindergruppe
entgegen, um die sie genervt einen Bogen machen. Die meisten
Eltern schicken ihre Kinder in eine Spielgruppe, damit sie
nicht zu hause vor dem Computer vereinsamen. Denn in den
meisten Wohnsiedlungen gibt es für Kinder kaum
Möglichkeiten, zusammen zu spielen.
Alessia ist glücklich. Ihr erster Schultag war einfach
Spitze. Die Lehrerin Miß Miller hat mit ihnen Spiele
gespielt und Alessia kann jetzt schon "My name is
Alessia. I'm six years old", sagen, worauf sie sehr
stolz ist. Nach der Schule wurde sie wie alle Kinder aus
ihrer Klasse von ihrer Spielgruppenleiterin abgeholt. Heute
hat ihre Gruppe einen Ausflug ins Bergbaumuseum nach Bochum
gemacht. In den dunklen Stollen hat sie sich ganz schön
gegruselt. Gott sei Dank, ging es ihrer Freundin Tina nicht
anders. Sie haben sich beide ganz fest an die Hand genommen
und sind tapfer hinter der Gruppenleiterin Julia
hergestapft.
Jetzt ist Alessia aber müde und froh als sie in der Gruppe
wartender Eltern ihren Vater entdeckt. Obwohl ihre Füße
vom vielen Laufen bereits schmerzen, rennt sie auf ihn zu.
"Hey, nicht so stürmisch, kleine Lady.", lacht
Tim als er seine Tochter in die Arme schließt. Während
Alessia einen ausführlichen Vortrag über die Geschichte
des Bergbaus im Ruhrgebiet hält, versucht Tim sich zu
erinnern, wo er auf dem riesigen Vorstadtparkplatz sein Auto
abgestellt hat. Früher war das Parken viel einfacher, doch
seit dem Autos im Stadtzentrum nicht mehr fahren dürfen,
muß man sich auf riesigen, ständig überfüllten
Parkplätzen zurechtfinden. Nach langer Suche mit einer
quengelnden Tochter, der die Füße weh tun, findet Tim
endlich seinen Wagen. Erleichtert fährt er von dem
Parkplatz zur Auffahrt der U 47. Hier kann er endlich den
Autopiloten wieder einstellen und sich ganz seiner Tochter
widmen. "Komm, wir rufen mal die Mami an und fragen
wann wir heute abend im Stadion sein sollen.", schlägt
er Alessia vor. Die ist ganz begeistert von der Idee und um
so enttäuschter , als der Bildschirm am Armaturenbrett
schwarz bleibt: Lisa ist schon im Stadion. "Macht
nichts, wir rufen sie von zu hause aus auf ihrem Handy
an", muntert Tim Alessia auf. Nach ein paar Minuten
fährt das Auto auch schon in die Tiefgarage. Alessia
stürzt zum Fahrstuhl: sie will jetzt ihre Mutter anrufen.
Susa schließt den Laden zu und wirft noch mal einen
kritischen Blick auf ihr Spiegelbild im Schaufenster. Dann
macht sie sich auf den Weg ins SAMs. An einem kleinen Tisch
in einer Nische wartet bereits Tobias auf sie. Als er sie
kommen sieht geht er ihr entgegen nimmt sie in den Arm und
küßt sie, dann gehen sie Arm in Arm in Arm zu ihrem Tisch.
Einige Augenblicke weiß keiner so recht, was er sagen soll.
Bis Tobias etwas hilflos lacht: "Dann werde ich also
jetzt endlich Vater. Mensch, Susa ich freue mich so."
Susa lächelt stumm. Ja, auch sie freut sich auf das Kind,
aber sie möchte auf jeden Fall ihre Boutique weiterführen.
Hoffentlich zieht Tobias sein Angebot nicht zurück.
"Ich habe heute schon mit meinem Chef gesprochen. Ich
kann ohne Probleme auf Telearbeit umsteigen. Du kannst also
ohne Probleme deine Boutique behalten. Zum Stillen bringe
ich dir das Baby dann vorbei. Dafür mußt du dann ein
Viertelstündchen deiner kostbaren Zeit opfern, du
Workaholic", neckt Tobias sie. |